Layout II: Kopf- und Fußzeilen

Nachdem das Beispiel im vergangenen Monat bereits das Layout, genauer das Einstellen der Seitenränder, behandelte, geht es in diesem Monat um das Gestalten von Kopf- und Fußzeilen mit dem zu KOMA-Script gehörenden Paket scrlayer-scrpage, das vor einiger Zeit scrpage2 abgelöst hat. Bei dieser Gelegenheit werden wir auch noch einmal auf die Konstruktion des Satzspiegels bezüglich Kopf- und Fußzeilen eingehen.

Einleitung

Insbesondere bei umfangreicheren Publikationen helfen die Kopf- und Fußzeilen dem Leser bei der Orientierung und sind damit ein wichtiger Aspekt der Buchgestaltung. Während in der Fußzeile häufig nur die Seitenzahl, man sagt auch die Paginierung, erscheint, stehen in der Kopfzeile häufig Nummer und Überschrift des aktuellen Abschnitts. Die Kopfzeile wird auch als Kolumnentitel bezeichnet. Enthält sie wie im genannten Beispiel nicht auf jeder Seite den gleichen Text, spricht man von lebenden Kolumnentiteln.

Satzspiegelkonstruktion

Wie bereits im letzen Monat erläutert, können die Kopf- und Fußzeilen je nach Umfang und Gestaltung Teil der Seitenränder oder des Satzspiegels sein. Diese (gestalterische) Entscheidung kann KOMA-Script mit den Optionen headinclude und footinclude und geometry über includehead und includefoot bzw. includeheadfoot mitgeteilt werden.

scrpage2 vs. scrlayer-scrpage

Das Paket scrlayer-scrpage ist noch relativ jung und als Nachfolger von scrpage2 zu betrachten. Für neue Dokumente sollte sinnvollerweise von vornherein mit scrlayer-scrpage gearbeitet werden.

Seitenstile

In der Regel unterscheidet zwischen drei verschiedenen Seitenstilen, die mit \pagestyle{Stil} oder \thispagestyle{Stil} manuell aktiviert werden können.

  • empty: Auf der Seite werden weder Kopf- noch Fußzeilen ausgegeben. Dieser Stil ist beispielsweise auf der Titelseite aktiv.
  • plain: Auf der Seite wird eine reduzierte Form (häufig nur die Seitenzahl) der Kopf- und Fußzeilen ausgeben. Dieser Stil ist per Voreinstellung auch auf Kapitelanfangsseiten aktiv.
  • headings: Auf der Seite werden Kopf- und Fußzeilen in vollem Umfang ausgegeben. Dieser Stil ist auf allen regulären Seiten aktiv.

Dabei ist empty nicht veränderbar, und da plain und headings in der Regel zusammengehörig gestaltet werden, spricht man auch von einem Seitenstil-Paar.

Doppelseitige Dokumente

Das erste Beispiel soll ein Buch sein, das die folgenden Vorgaben umsetzt.

Vorgaben

  • Format DIN A5
  • Schriftarten Palatino und Helvetica in 10pt
  • Satzspiegel berechnet mit KOMA-Script bzw. typearea und dem DIV-Faktor 14
  • Hardcover (Fadenheftung), d. h. nur geringe Bindekorrektur nötig
  • Kopfzeile (linke Seite, mittig): Kapitelmarke
  • Kopfzeile (rechte Seite, mittig): Abschnittsmarke
  • Kopfzeile ist Teil des Satzspiegels
  • Fußzeile (mittig): Seitenzahl

Datei buch.tex

Als erstes laden wir die Dokumentklasse scrbook. Dabei legen wir das Papierformat, die Einstellungen für den Satzspiegel – headinclude gibt dabei an, dass die Kopfzeile innerhalb des Satzspiegels liegt – und die Schriftgröße fest.

\documentclass[
   paper = a5,
   BCOR = 1mm,
   DIV = 14,
   headinclude,
   fontsize = 10pt,
]{scrbook}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

Nun laden wir mit mathpazo die Schrift Palatino und die Helvetika mittels helvet, wobei wir diese skalieren, damit die Kleinbuchstaben der Schriften in etwa gleich groß sind (man spricht von gleiche x-Höhe).

\usepackage{mathpazo}
\usepackage[scaled=0.9]{helvet}

Obwohl scrlayer-scrpage Teil von KOMA-Script ist, wird es von den Klassen nicht automatisch geladen.

\usepackage{scrlayer-scrpage}

Bevor wir mit unseren eigenen Einstellungen beginnen, löschen wir die Voreinstellungen des plain- und des headings-Stils.

\clearpairofpagestyles

Mit diesem Befehl setzen wir den mittigen Kopf (c von centered) auf allen Seiten mit dem Stil headings auf \headmark. Dieser Befehl wird in der Voreinstellung auf linken Seiten durch die aktuelle Kapitelüberschrift und auf rechten Seiten durch die Überschrift des aktuellen Unterabschnitts ersetzt, jeweils inklusive Nummer. Die Voreinstellung könnte man mit dem Befehl \automark verändern. Außerdem stehen \leftmark und \rightmark zu Verfügung.

\chead{\headmark}

Nun setzen wir mit \pagemark die Seitenzahl in den mittigen Fuß, wobei der Stern * bewirkt, dass diese Einstellung sowohl für plain als auch für headings gilt. Alternativ hätten wir \cfoot[\pagemark]{\pagemark} schreiben können.

\cfoot*{\pagemark}

Weitere Befehle, um die verschiedenen Bereiche einer Seite anzusteuern, lernen wir im nächsten Beispiel kennen. Die vollständige Liste findet sich in der KOMA-Skript-Dokumentation.

Zuletzt setzen wir noch die Schriftart für Kopf- und Fußzeilen und löschen die Voreinstellung (kursiv) für die Paginierung.

\setkomafont{pageheadfoot}{\sffamily}
\setkomafont{pagination}{}

Um die Einstellungen zu testen, generieren wir ein Dokument mit verschiedenen Überschriften und Blindtext.

\usepackage{lipsum}
 
\begin{document}
\chapter{Erstes Kapitel}
\section{Erster Unterabschnitt}
\lipsum
\section{Zweiter Unterabschnitt}
\lipsum
\lipsum
\section{Dritter Unterabschnitt}
\lipsum
\chapter{Zweites Kapitel}
\section{Erster Unterabschnitt}
\lipsum
\section{Zweiter Unterabschnitt}
\lipsum
\lipsum
\section{Dritter Unterabschnitt}
\lipsum
\end{document}

Einseitige Dokumente

Im zweiten Beispiel soll eine Artikelsammlung erstellt werden.

Vorgaben

  • Format: 190 mm × 280 mm (Bei solchen Angaben bezieht sich der erste Wert konventionell auf die Breite, der zweite auf die Höhe.)
  • Schriftarten der Latin-Modern-Familie in 11 pt
  • Satzspiegel manuell festlegen mit geometry:

    • linker und rechter Rand: 28 mm
    • oberer Rand: 20 mm
    • Texthöhe: 45 Textzeilen
  • Drahtkammbindung, d. h. geringe Bindekorrektur (2 mm)
  • Kopfzeile (rechts): Seitenzahl und Zeitschriftenkürzel
  • Kopfzeile (links): Abschnitt und Unterabschnitt
  • Fußzeile (links): Autor
  • Fußzeile (rechts): Titel
  • Kopf- und Fußzeile sind Teil des Satzspiegels

Außerdem sollen Kopf- und Fußzeile mit Linien vom Haupttext abgesetzt werden.

Datei sammlung.tex

Wir nehmen an, dass die einzelnen Autoren ihre Beiträge mit der Klasse scrartcl verfasst haben. Damit ist in den Beiträgen \section die höchste Gliederungsebene. Wir wählen für unsere Sammlung die Klasse scrreprt und erhalten damit zusätzlich die Ebene \chapter für die Artikelüberschrift, ohne die Struktur der Einzelbeiträge ändern zu müssen.

Wir laden die Klasse und geben dabei neben der Schriftgröße auch an, dass es sich um ein einseitiges Dokument handeln soll.

\documentclass[
   fontsize = 11pt,
   twoside = false,
]{scrreprt}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

Nun laden wir die Latin-Modern-Schriften (FAQ 4).

\usepackage{lmodern}

Für die Einstellung des Layouts laden wir geometry. Die Seitengröße geben wir in konkreten Werten an.

\usepackage{geometry}
\geometry{
%   showframe,
   papersize={190mm,280mm},

Dann stellen wir ein, dass Kopf- und Fußzeile innerhalb der Ränder liegen sollen, wobei die Einstellung in unserem Beispiel nur auf die Kopfzeile wirkt, da wir den unteren Rand nur implizit über die Anzahl der (Haupttext-)Zeilen pro Seite angeben.

   includeheadfoot,

Bei der Angabe des linken Randes müssen wir die Bindekorrektur hinzufügen, wobei wir die Rechnung auch vorher hätten ausführen können. (Zu \dimexpr siehe FAQ 15.)

   top = 20mm,
   left = \dimexpr28mm+2mm\relax,
   right = 28mm,
   lines = 45,

Zuletzt geben wir noch die Abstände von Kopf- und Fußzeile. Dabei ist headsep der Abstand zwischen Kopf und Haupttext und footskip der Abstand zwischen Haupttext und der Grundlinie des Fußes. Die 3 mm sind eine optische Korrektur, damit beide Abstände gleich aussehen.

   headsep = \baselineskip,
   footskip = \dimexpr2\baselineskip+3mm\relax,
}

Wie im vorigen Beispiel laden wir scrlayer-scrpage, löschen die Voreinstellungen und ändern die Schriften.

\usepackage{scrlayer-scrpage}
 
\clearpairofpagestyles
 
\setkomafont{pageheadfoot}{\sffamily\footnotesize}
\setkomafont{pagehead}{\bfseries}
\setkomafont{pagination}{}

Nun stellen wir die Trennlinien für Kopf und Fuß ein, wobei nur die für den Fuß auch auf Seiten mit dem Stil plain erscheinen sollen.

\KOMAoptions{
   headsepline = true,
   footsepline = true,
   plainfootsepline = true,
}

Mit dem Befehl \automark legen wir fest, das die Kopfmarke (\headmark) die Überschriften der Ebene \chapter enthält. In doppelseitigen Dokumenten wäre die Syntax \automark[linke K.]{rechte K.}; als Argument können die Namen aller Gliederungsebenen (ohne Backslash) angegeben werden.

\automark[chapter]{chapter}

Als nächstes setzen wir die Elemente für Kopf und Fuß und nutzen dazu dieselben Befehle wie im doppelseitigen Dokument oben. In einseitigen Dokumenten ist allerdings das äußere (o = outer) Element immer das rechte; das innere (i) immer das linke Element.

Das rechte Kopfelement setzen wir auf die eben eingestellte Kopfmarke.

\ohead{\headmark}

Das linke Kopfelement setzen wir auf die Autor-Marke, die wir später noch definieren müssen.

\ihead{\authormark}

Das rechte Fußelement soll auf Seiten beider Stile die Seitenzahl enthalten …

\ofoot*{Seite~\pagemark}

… und das linke Fußelement Titel und Nummer der Zeitschrift, wobei auf der ersten Seite eines Artikels – diese Seite hat den Stil plain – zusätzlich eine Art Urheberrechtshinweis erscheinen soll.

\ifoot[%
   Super-Zeit-Schrift -- Nr. 4 (2015) --
   \textbf{Dieser Artikel darf nicht kopiert werden!}%
]{%
   Super-Zeit-Schrift -- Nr. 4 (2015)%
}

Nun definieren wir noch eine (recht rudimentäre) Funktion, um eine Autor-Marke setzen zu können. Dazu werden wir drei Befehle definieren:

  • \authormark: enthält die aktuelle Marke
  • \markauthor: setzt die Marke
  • \chaptermark: setzt die Marke und gibt den Autor unter der Überschrift aus.

(Zu \newcommand siehe FAQ 10.)

\makeatletter

Als erstes „reservieren“ wir den Befehl \authormark mit einer leeren Definition.

\newcommand*{\authormark}{}

Nun definieren wir \markauthor so, dass er \authormark umdefiniert. Folgende Leerzeichen sollen dabei ignoriert werden.

\newcommand*{\markauthor}[1]{%
   \renewcommand{\authormark}{#1}%
   \ignorespaces
}

Zuletzt definieren wir noch \chapterauthor: Dieser Befehl fügt einen negativen Abstand ein, gibt den Autor aus, setzt die Autor-Marke, fügt einen weiteren Befehl ein und verhindert mit \@afterheading den Einzug des folgenden (ersten) Absatzes des Artikels. Dieser Befehl soll unmittelbar nach der Kapitelüberschrift benutzt werden.

\newcommand*{\chapterauthor}[1]{%
   \par\vspace{-\baselineskip}%
   \textsf{von~#1}%
   \markauthor{#1}%
   \par\vspace{2\baselineskip}%
   \@afterheading
}
\makeatother

Wie oben generieren wir ein Dokument mit verschiedenen Überschriften und Blindtext zu Testzwecken.

\usepackage{lipsum}
 
\begin{document}
\chapter{Der erste Artikel}
\chapterauthor{Max Mustermann}
\section{Einleitung}
\lipsum[1]
\section{Hauptteil}
\lipsum
\section{Fazit}
\lipsum[5-7]
 
\chapter{Noch ein Artikel}
\chapterauthor{Susi Sorglos}
\lipsum[2]
\section{Hinführung zum Thema}
\lipsum[3-5]
\section{Lösung des Problems}
\lipsum
\section{Folgerung}
\lipsum[1-3]
\lipsum
\end{document}