Layout I: Seitengröße und ‑ränder

Dieses und das im November folgende Beispiel behandeln das Seitenlayout. Wir beginnen in diesem Monat mit dem Einstellen der Seitenränder, wobei wir zunächst die verschiedenen (halb)automatischen Variante mit KOMA-Script bzw. typearea und anschließend die manuelle mit geometry behandeln. Einleitend geht das Beispiel ausführlich auf die Satzspiegelkonstruktion an sich ein.

Einleitung

Eine Seite besteht in der Regel mindestens aus einem Textblock, der von vier Rändern umgeben ist; diesen Textblock nennt man auch Satzspiegel. Häufig kommen Kopf- und Fußzeilen und manchmal auch Randnotizen hinzu. Je nachdem, wie viel Text diese zusätzlichen Elemente beinhalten, werden sie zum Satzspiegel gezählt oder nicht. Das folgende Bild zeigt zwei linke Seiten mit verschiedenen Elementen:

Die Elemente einer Seite

Erscheint auf einer Seite neben dem Textblock beispielsweise nur eine Seitenzahl im Fuß, liegt diese außerhalb des Satzspiegels im unteren Seitenrand (links im Bild). Enthalten Kopf- und Fußzeile dagegen beispielsweise zusätzlich die Überschrift des aktuellen Kapitels und den Namen der Autoren, liegen sie innerhalb des Satzspiegels (rechts im Bild).
Dasselbe gilt analog für Randnotizen.

Bei gebundenen Drucksachen, ist außerdem zu beachten, dass ein Teil der Seite in der Bindung „verschwindet“ und folglich die optische Seitengröße von der physikalischen abweichet. Der am Bundsteg zusätzlich benötigte Platz heißt Bindekorrektur.

Die Wahl geeigneter Ränder hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Schriftart
  • Schriftgröße und Laufweite (Verhältnis der Zeichenbreite zur -höhe)
  • Zeilenabstand
  • Sprache des Textes
  • Zielgruppe des Textes

Generell kann man als Richtwert angeben, dass bei einfachem Zeilenabstand – der nebenbei bemerkt gegenüber eineinhalbfachem normalerweise zu bevorzugen ist, um ein geschlossenes Gesamtbild zu erzeugen – pro Zeile zwischen 60 bis 80 Zeichen inkl. Leer- und Satzzeichen stehen sollten. Für geübtere Leser sowie bei (etwas) größerem Zeilenabstand, kann der Wert höher sein als für Leseanfänger.

Satzspiegelkonstruktion durch Teilung

Neben der Konstruktion „durch Gefühl“, von der Anfängern abgeraten wird, gibt es diverse geometrisch-mathematische Verfahren, um die Seitenränder zur ermitteln, von denen eines hier und das andere weiter unten vorgestellt werden soll.

Bei der Konstruktion durch Teilung wird die Seite horizontal und vertikal in gleich viele Streifen unterteilt, nachdem die Bindekorrektur abgezogen wurde. Die Ränder ergeben sich dann wie folgt:

  • Außensteg = 2 Streifen
  • Bundsteg = 1 Streifen (+ Bindekorrektur)
  • Kopfsteg = 1 Streifen
  • Fußsteg = 2 Streifen

Anschließend sollten oberer und/oder unterer Rand noch so angepasst werden, dass in den Satzspiegel genau eine gerade Anzahl an Zeilen passt.

Satzspiegelkonstruktion durch Teilung

(Bei einseitigen Dokumenten gilt linker Rand = rechter Rand = 2 Streifen)

Diese Methode liegt der Konstruktion, die KOMA-Script anbietet, zu Grunde.

Vollautomatische Konstruktion

Fürs Erste wollen wir uns auf die Vollautomatik verlassen, die KOMA-Script uns zur Verfügung stellt. Dabei werden außer der Bindekorrektur, die von der Art der Bindung und der Gesamtseitenzahl abhängig ist und ggf. bei der Druckerei erfragt werden kann, automatisch ermittelt.

Wir nehmen an, dass wir einen Roman, der als Taschenbuch (Klebebindung) im Format DIN A5 veröffentlicht werden soll, herstellen wollen. Die Schriftgröße soll zehn Punkt betragen.

Um die Automatik zu testen, setzen wir das Beispiel einmal in der Standardschrift Computer Modern (siehe auch FAQ 4) und einmal in der Times New Roman. Das folgende Bild zeigt einen großen Unterschied in der Laufweite (siehe auch die Datei laufweite.tex):

Die Computer Modern läuft wesentlich breiter als die Times.

Nun genug der Vorrede, kommen wir zum ersten Beispiel-Code. Da typearea ein Teil von KOMA-Script ist, müssen wir es nicht explizit laden.

Datei vollautomatisch.tex

Als erstes laden wir die Dokumentklasse scrbook. Das Seitenformat stellen wir mit der Option paper ein und die Schriftgröße mit fontsize. Dann geben wir mit BCOR die Bindekorrektur an und fordern mit DIV = calc, dass ein passender Faktor (Anzahl der Streifen) ermittelt wird.

\documentclass[%
   paper = a5,
   fontsize = 10pt,
   BCOR = 8mm,
   DIV = calc,
]{scrbook}

Die Berechnung für den passenden Faktor wird mit der zum aktuellen Zeitpunkt eingestellten Schrift (Computer Modern in 10 pt) durchgeführt und ergibt einen Wert von 15 bei etwa 72 Zeichen pro Zeile.

\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

Nun laden wir die Schrift Times New Roman (sowie die Helvetica als serifenlose Schrift, bspw. für Überschriften).

\usepackage{txfonts}

Mit dem zuvor berechneten DIV-Wert ergibt das ca. 80 Zeichen pro Zeile. Dieser Wert ist noch im Rahmen, aber nicht unbedingt optimal.

Mit diesem Befehl stoßen wir eine Neuberechnung des Satzspiegels an, wobei die zuvor gültigen Werte (BCOR = 8mm und DIV = calc) benutzt werden.

\recalctypearea

Nach der erneuten Berechnung ändert sich der DIV-Wert auf 12 und die Zeichenzahl pro Zeile auf ungefähr 74, was eine Verbesserung für die Lesbarkeit darstellt.

Um die Einstellungen auch testen zu können, laden wir das Paket lipsum dass mit dem Befehl \lipsum einen Blindtext generiert.

\usepackage{lipsum}
 
\begin{document}
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\end{document}

Fazit

Das Ergebnis für beide Schriftarten ist – wie bei allen computergelösten Gestaltungsfragen – nicht perfekt, aber durchaus vernünftig und allemal besser als die unsinnigen Vorgaben, die an vielen Hochschulen gefordert werden …

Anmerkung zur Times New Roman

Die Times wurde ursprünglich für den Einsatz in schmalen Zeitungsspalten entworfen und hat dem entsprechend eine sehr geringe Laufweite. Für diesen Zweck ist sie gut geeignet, für Hausarbeiten im Format DIN A4 aber eher weniger, da hier immer ein schlechter Kompromiss aus zu großen Rändern, zu großem Zeilenabstand (ja, 1,5-fach ist zu groß) oder zu hoher Schriftgröße geschlossen werden muss. Stattdessen sollte man besser weiter laufende Schriften wie die Latin Modern (Paket lmodern) oder die Platino (Paket pxfonts) verwenden. Das ist im Einzelfall natürlich mit dem betreuenden Dozenten zu besprechen.

Halbautomatische Konstruktion 1

Im nächsten Beispiel wollen wir selbst einen geeigneten DIV-Wert ermitteln. Dieses Mal soll ein Kinderbuch gesetzt werden, weshalb wir ein freies Papierformat sowie eine große Schrift und kürzere Zeilen wählen werden. Da das Buch als Hardcover (Fadenheftung) gebunden wird und nur wenige Seiten hat, kann die Bindekorrektur entfallen.

Datei halbautomatisch1.tex

Auch hier benutzen wir die Klasse scrbook. Die Papiergröße geben wir in der Form Breite:Höhe explizit an. Die Schriftgröße setzen wir wie gehabt mit fontsize und dieses Mal einen expliziten Faktor mit DIV = 9.

\documentclass[%
   paper = 180mm:210mm,
   fontsize = 12pt,
   DIV = 9,
]{scrbook}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

Als Schriftart wählen wir die Droid Serif.

\usepackage[default]{droidserif}

Weil der Zeilenabstand in der Voreinstellung für diese Schrift zu gering ist, erhöhen wir ihn ein wenig mit dem Befehl \setstretch aus dem Paket setspace.

\usepackage{setspace}
\setstretch{1.08}

Auch hier muss der Satzspiegel neu berechnet werden, damit die Texthöhe einem vielfachen der Zeilenhöhe entspricht. Das Paket showframe blendet die Seitenränder ein und man kann die Änderung des unteren Randes sehen, je nachdem, ob man \recalctyparea benutzt oder nicht.

\recalctypearea
 
\usepackage{showframe}

Wie zuvor setzen wir lipsum ein, um Blindtext zu generieren.

\usepackage{lipsum}
 
\begin{document}
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\end{document}

Halbautomatische Konstruktion 2

Nun wollen wir ein Kinderbuch setzen, bei dem möglichst viel Rand bleiben soll, in dem später Illustrationen erscheinen sollen. Das Format wählen wir mit 220 mm × 230 mm relativ groß, der Satzspiegel soll aber nur 100 mm breit und 20 Zeilen hoch sein. Als Schrift entscheiden wir uns dieses Mal für die Alegreya Sans in 14 pt mit relativ großem Zeilenabstand.

Beim Laden der Klasse geben wir nun nur das Format und die Schriftgröße an.

\documentclass[%
   paper = 220mm:230mm,
   fontsize = 14pt,
]{scrbook}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

Die gewünschte Schrift erhalten wir mit AlegreyaSans und den Zeilenabstand erhöhen wir wieder mit \setstretch.

\usepackage[sfdefault]{AlegreyaSans}
 
\usepackage{setspace}
\setstretch{1.2}

Damit wir die Texthöhe als vielfaches der Zeilenhöhe nicht manuell ausrechnen müssen, definieren wir eine neue Länge \TextHoehe und setzen diese auf die Höhe der ersten Zeile (\topskip) und weitere 19 Zeilenhöhen (\baselineskip). Siehe FAQ 15 zu \dimexpr.

\newlength{\TextHoehe}
\setlength{\TextHoehe}{\dimexpr \topskip + 19\baselineskip \relax}

Mit diesem Befehl legen wir die Größe des Satzspiegels fest, seine Position auf dem Papier bzw. die Ränder werden aber nach wie vor automatisch ermittelt. Eine Bindekorrektur hätten wir ggf. als optionales Argument angeben können.

\areaset{100mm}{\TextHoehe}

Und wieder folgt Blindtext.

\usepackage{lipsum}
 
\begin{document}
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\end{document}

Anmerkung

Man sieht in diesem Beispiel, dass viele Zeilen über den rechten Rand hinausragen. Das liegt zum einen daran, dass die Zeilenbreite recht klein ist, und zum anderen dass die Silbentrennung für den pseudo-lateinischen Blindtext nicht sinnvoll funktioniert.

Um das Ergebnis zu verbessern, sollte man mit babel immer die richtige Sprache einstellen. Außerdem kann das Laden von microtype den Satz positiv beeinflussen. Bleiben dann immer noch zu lange Zeilen, ist manuelles Eingreifen in den Satz nötig.

Manuelle Konstruktion

Für die manuelle Konstruktion bedienen wir uns des Paketes geometry. Wir nehmen an, dass wir für eine Hausarbeit die folgenden (ziemlich unsinnigen) Vorgaben bekommen haben:

  • Times New Roman in 12 pt
  • 1,5-facher Zeilenabstand
  • DIN A4
  • linker Rand = 20 mm
  • rechter Rand = 35 mm
  • oberer Rand = 20 mm
  • unterer Rand = 30 mm

Datei manuell.tex

Da wir dieses Mal von einem einseitigen Layout und geringerem Umfang ausgehen, verwenden wir statt scrbook die Artikel-Klasse scrartcl und legen beim Laden die Schriftgröße wie gefordert fest.

\documentclass[
   fontsize = 12pt,
]{scrartcl}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

Wir laden Times New Roman.

\usepackage{txfonts}

… und stellen eineinhalbfachen Zeilenabstand ein. (Wer genau das Ergebnis dessen, was Word unter 1,5-fach versteht, erreichen will muss mit \setstretch und einem Wert von etwa 1,41 arbeiten.)

\usepackage{setspace}
\onehalfspacing

Zum Einstellen der Ränder laden wir das Paket geometry und verwenden den Befehl \geometry. Da die KOMA-Script-Klassen bereits auf A4 voreingestellt sind, brauchen wir uns um diese Vorgabe keine weiteren Gedanken machen. Andere Formate können mit Optionen wie a5paper oder papersize = {Breite, Höhe} eingestellt werden.

\usepackage{geometry}
\geometry{
   left = 20mm,
   right = 35mm,
   top = 20mm,

Da wir weiter oben gelernt haben, dass die Texthöhe immer eine gerade Anzahl von Zeilenhöhen enthalten soll und das bei diesen Vorgaben zufällig nicht der Fall ist, zählen wir zunächst, wie viele Zeilen in den Satzspiegel passen, wenn wir bottom = 30mm einsetzen und kommen auf 39 Zeilen pro Seite.

Dieses Ergebnis nutzen wir dann für die Option lines. Die Angabe für bottom muss auskommentiert oder entfernt werden.

   lines = 39,

Diese Option blendet die Seitenränder als Rahmen ein.

   showframe,

Ende von \geometry

}

Und ein letztes Mal Blindtext für diesen Monat.

\usepackage{lipsum}
 
\begin{document}
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\lipsum
\end{document}

Anmerkung

Diese Einstellungen ergeben etwa 85 Zeichen pro Zeile. Diese Zeilen sind sehr lang, das wird zwar durch den erhöhten Zeilenabstand ausgeglichen, aber der hohe Zeilenabstand sorgt dafür, dass der Text nicht mehr als Block wahrgenommen wird und in einzelne Zeilen zerfällt, was das Lesen erschwert.

Fazit

Die Beispiele zeigen verschiedene Wege, wie man in den Satzspiegel einstellen kann, weitere Einstellungen für Kopf- und Fußzeile sowie Randnotizen wurden hier vorerst nicht weiter beachtet.

Wir haben auch gesehen, dass die automatische Lösung zu einem brauchbaren Ergebnis führt, das den von vielen Hochschulen gemachten Vorgaben, wann immer möglich, vorzuziehen ist.